So, nun endlich unser Bericht aus Siem Reap, Kambodscha, während wir hier schon voll und ganz die Strände in Thailand geniessen. Tat auch sehr gut, Siem Reap erstmal sacken zu lassen, wobei es im Nachgang nichts von seiner Magie verloren hat, ganz im Gegenteil.
Also, von Hanoi ging es dann weiter im Flieger nach Siem Reap, dem Ort bei den Angkor Tempeln. Laut Reiseführer „one of the most popular destinations on the whole planet right now“. So pathetisch der Lonely Planet ja auch gerne ist, um diesen Ort zu beschreiben kann man kaum pathetisch genug sein. Place to be!
Nach der Ankunft wurden wir vom Hotel gleich ganz stilecht mit dem Tuktuk abgeholt und haben uns auf der Fahrt gefreut wie Bolle. Laaaange nicht mehr Tuktuk gefahren! Grandios, mit dem Tuktuk durch die staubige Hitze zu knattern! Nach einer kurzen Erfrischung sind wir dann abends direkt nach Siem Reap Downtown. Siem Reap besteht im Zentrum, wie sollte es anders sein, nur aus touristischer Infrastruktur, Hunderten von Restaurants, Shops, Bars, Hotels etc. Nach einem kurzen Blick auf den Nachtmarkt sind wir dann direkt ins Zentrum des Geschehens, in die Pub Street:
Ein Abendessen und ein paar gezapfte Angkor Beer, perfekter Start. Es ist wirklich MÖRDER-touristisch im Siem Reap. Aber noch nie im Leben fanden wir einen so touristischen Ort so unglaublich charmant. Wir haben uns gleich pudelwohl gefühlt. Die Atmosphäre war einfach grandios. Selten so ein internationales und gemischtes Publikum gesehen, was die Nationalitäten betrifft, aber auch so sonst: natürlich viele Backpacker, viele viele Kulturtouristen, alte Leute, junge Leute, viele Familien mit Kindern (die wir in Vietnam irgendwie gar nicht gesehen haben), Leute mit viel Geld, Leute mit weniger, die sich alle in den Bars und Restaurant mischen. Und total entspannte Atmosphäre. Wenn man sich den ganzen Tag diese fantastischen Tempel anschaut, sind die Leute wohl zwangsweise relaxt, dem Zauber erlegen.
Und die Kambodschaner sind sehr freundlich, vergleichbar mit den Thais, diese zum Teil schon leicht unterwürfige Freundlichkeit. Ganz anders als die Vietnamesen, die zwar auch oft freundlich waren, viele aber auch mit einem sozialistisch-ruppigem Serviceverständnis. 😉
Für uns ging es dann am nächsten Tag mit Tuktuk und Fahrer los, wobei wir uns ganz bewußt entschieden hatten, eher weniger Programm und nicht jeden einzelnen Tempel zu machen, denn davon gibt es in der Gegend soooo viele.
Für uns war es genau die richtige Entscheidung: weniger, dieses dafür dann intensiver erleben. Den ersten Tag haben wir dann gleich die zwei Sahnestücke gemacht.
Angefangen mit Angkor Thom, in der gesamten Anlage noch größer als Angkor Wat, wenn auch nicht ganz so gut erhalten. Sehr beeindruckend, ganz fantastisch der Bayon Tempel.
In den Türmen überall Gesichter eines Gottes (der wohl erstaunlicherweise dem König, der den Tempel damals im 11 Jhd. gebaut hat, sehr ähnlich sieht 😉 ). Total cool, egal wo man in der Tempelanlage steht, schaut einen irgendwo so ein Riesen-Gesicht an.
Überall auch wunderbare Steinreliefs, sehr gut erhalten sehen die nach fast 1000 Jahren noch aus.
Nach dem tollen Auftakt in Angkor Thom waren wir dann ganz aufgeregt, endlich den Ort zu sehen, den bestimmt jeder schon auf (unzähligen) Fotos gesehen hat: Angkor Wat! Und wie es halt so ist, kann ein Bild ja nie das Gefühl ersetzen, so einen Ort wirklich und wahrhaftig zu sehen. Gänsehautfeeling pur 😉 Ein zutiefst beeindruckendes und bewegendes Bauwerk, groß, majestätisch, heilig… Worte können das nicht beschreiben. Bilder ja auch nicht, trotzdem mussten wir natürlich unzählige machen, man muss ja doch versuchen, das festzuhalten.
Und ja, wie sollte es anders sein, es war natürlich voll. Letztes Jahr haben knapp 3 Millionen Touristen Angkor besucht. Wobei der Tourismusverband meint, wie ich gelesen habe, dies wäre zu steigern bis zu 10 Mio (!). Aber wir wussten ja vorher, dass wir dort nicht alleine sein würden. Und wir hatten es uns ehrlich gesagt viel schlimmer vorgestellt. Durch die schiere Größe der Tempelanlagen muss man meist nur mal um zwei Ecken gehen oder sich durch einen seitlichen Durchgang quetschen und schon sind plötzlich nur noch wenig oder gar keine Leute da und man kann ganz ruhig genießen. Die geführten Touren sind natürlich zeitlich unter Druck und laufen bestimmte Wege ab, so dass es wirklich genug stille Ecken gibt. Es tauchte dann noch eine Horde freche Affen auf, die durch den Gang turnte und die Kordelabsperrungen vor den Reliefs umwarf, ein Heidenspass für Ole und Michel:
Natürlich darf auch das klassische Angkor Motiv am reflecting pool für die Familiengalerie nicht fehlen:
Was für fantastische Orte, was für ein Ausflug! Dann erstmal an den Hotelpool, bei 34 Grad im Schatten durch die oft schattenlosen Tempel zu kraxeln, ist auch schweißtreibend. Abends haben wir Ole und Michel, die übrigens die Tempel mal wieder total supi fanden, dann ein Familienrestaurant gegönnt: mit Hüpfburg, Trampolin, Sandkiste, Rutschen, Bällebad etc. Und Bier und Burger für die Eltern :-). Marks Burger recht überdimensioniert:
Den nächsten Tag haben wir dann ruhig angehen lassen und den Morgen ganz entspannt am Pool verbracht, bevor wir dann mittags zum nächsten Highlight aufgebrochen sind: Ta Prohm. Ohne Zweifel ist Angkor Wat mit das Beeindruckendste, was man sich so vorstellen kann. Trotzdem hat uns Ta Prohm sogar noch mehr beeindruckt. Regelrecht gefangen genommen, verzaubert. Ta Prohm ist ein großer Tempel im Dschungel, teilweise unter dem Dschungel. Riesige Bäume wachsen auf den Ruinen, mächtige Wurzeln durchdringen die Mauern. Zu der beeindruckenden Bauweise des alten Tempels kommt hier die schier unbändige Kraft, mit der sich die Natur diese heilige Stätte unterwirft. Dieser Ort hat uns umgehauen.
Während man in Deutschland hier sicher einen begehbaren, abgesperrten Rundweg gemacht hätte, konnte man hier komplett frei durch den Tempel laufen, überall in den Ruinen rumkraxeln und hinter jeder Ecke abgeschiedene, mystische Plätze finden.
Habt Ihr den Film Tomb Raider mit Angelina Jolie gesehen? Wir nicht, müssen wir nachholen zuhause. Wurde zum Teil nämlich in Ta Prohm gedreht, hier wohl zum Beispiel:
Wie beschreibt unser Reiseführer so schön: „the ultimate Indiana Jones Fantasy“. Und tatsächlich ist es schwer vorstellbar, dass dieser Ort nicht der Fantasie entsprungen ist, sondern real ist. Sowas hab ich bisher vergleichbar nur in Macchu Picchu erlebt.
Nach dem abendlichen Bier in der Pub Street folgte eine sehr kurze Nacht: Am nächsten Tag hieß es dann ganz früh aufstehen, um 5 wurden wir im Hotel abgeholt, zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat. Ein Touri-Highlight, wenn die Sonne rot hinter dem Tempel aufgeht. Da mussten wir doch dabei sein. Und natürlich ganz viele andere auch :
Reflecting Pool mal anders herum. 😉 Wer leider nicht dabei war, war die Sonne. Es war nämlich wolkig, daher komplett unspektakulär (soweit man im Zusammenhang mit Angkor Wat von unspektakulär sprechen kann). 🙁
Danach sind wir, deutlich übermüdet, noch zu drei anderen Tempeln gefahren, die sicherlich an jedem anderen Ort der Welt ganz berühmt wären. An einem Ort wie diesem reicht es dann nurmehr für ein “ schön“ oder „interessant“. Wir haben uns dann zumindest sehr auf unseren Mittagsschlaf gefreut und dann abends nochmal Essen, Trinken und Shoppen in Siem Reap genossen. Und unsere müden Füße von Fischchen beknabbern lassen. Super lustig und kitzelig!
Sonst noch? Ein weiteres Visum, ein neuer Eintrag in den Pass für die Einreise nach Kambodscha. Wobei es sich für uns nicht so anfühlt, als ob wir wirklich in Kambodscha waren. Zum Einen waren wir ja nur die wenigen Tage in Siem Reap, einem sehr touristischen und für kambodschanische Verhältnisse sehr entwickelten Ort. Trotzdem man auch hier natürlich mit Armut konfrontiert wird, vor allem viele Bettler mit fehlenden Gliedmaßen, die Gräuel des Krieges sichtbar. Zum Anderen fühlt es sich für uns nicht 100 % so an, als ob wir in Kambodscha waren, weil halt Siem Reap / Angkor so grandios und magisch ist, dass der Ort irgendwie für sich alleine steht. Ganz irrational, aber dieser Ort ist ja auch nicht rational zu begreifen.
Fazit: Um es nochmal aufzunehmen: Place to be! Ehrlich! Wenn Ihr irgendwie die Chance habt, fahrt hin und seht mit eigenen Augen, erlebt die Magie!